CO₂, Methan und Co. - wir brauchen eine Limitierung

 

Die CO2-Emissionen sind seit den 70er Jahren weltweit um 80% gestiegen. Unser Wachstum und steigender Konsum sind ganz eng an den Verbrauch von fossiler Energie gekoppelt. Wir fügen der Natur immer größere Schäden zu, je stärker unsere Wirtschaft wächst! Das Leben, das wir führen, geht viel zu sehr auf Kosten unserer Umwelt. Wir verhalten uns gegenüber der Erde wie ein Privathaushalt, der permanent über seine Verhältnisse lebt und der sich noch wundert, dass ihm nach und nach Strom, Gas und 

Wasser abgestellt werden, weil seine Schulden immer weiter ansteigen. Anreize zu schaffen ist natürlich gut, bringt aber nicht genug. Denn sinnvolle Restriktionen sind weitaus wirkungsvoller, wenn auch unpopulär. Die Schäden, die Klimagas Emissionen verursachen, sind derzeit in keiner Weise in die Produkte eingepreist, weil nämlich unser Konsum und seine Bepreisung lediglich den ökonomischen marktwirtschaftlichen Gesetzen von Angebot und Nachfrage folgt, nicht aber den ökologischen Gesetzmäßigkeiten. Klimaschutz bedeutet aber, dass jeder Konsum nach dem Verursacherprinzip, mit seinem tatsächlichen Ressourcenpreis,


beziffert werden muss. Darin enthalten sein sollte, neben den Kosten für menschenwürdige Herstellungsbedingungen und einer gerechten Entlohnung, auch der realistische Preis für eine ökologische Produktion der Dinge. Gemeinwohl vor egoistischen Partikularinteressen, heißt die Devise. Wir müssen Klimaschutz zur Priorität machen. Und dabei ein Maximum an Gerechtigkeit als oberstes Ziel definieren, direkt hinter dem, der Abwendung des Klimakollapses.

 

Klimaschädliches Verhalten muss teurer werden. Warum müssen wir für 10,- € durch Europa fliegen können und wie kann es sein, dass damit auch noch Geld verdient wird?! Wenn man bedenkt, dass wir schon für das Parken am Flughafen 30,-€ und mehr pro Tag zahlen, scheint im Hinblick auf die fortgeschrittene Weltklimaproblematik in dieser Rechnung doch etwas gründlich schräg zu laufen.

 

Dabei sind derzeit wohl vier Faktoren weitestgehend unstrittig:

  • Der menschgemachte Ausstoß von Klimagasen ist zumindest mit ursächlich für die Erderwärmung.
  • Der Klimagas Ausstoß muss sofort und nachhaltig reduziert werden, um den Klimawandel aufzuhalten.
  • Jeder (Welt)Bürger hat ein gleichrangiges Recht eine bestimmte, für die Umwelt noch verträgliche Menge Klimagase zu emittieren.
  • Den Klimawandel aufzuhalten wird nicht aufwandsneutral möglich sein.

 

Es gibt kaum brauchbare Alternativen zum Limitieren bzw. Rationieren unserer Emissionen. Appelle an die Bürger zur Selbstbeschränkung funktionieren nicht. Tatsächliches Einsparpotential von Emissionen durch neue innovative technische Lösungen im Bereich Energiegewinnung, zum Schutz der Umwelt, werden sehr schnell durch ständiges Wachstum und dem damit verbundenen steigenden weltweiten Konsum und Energieverbrauch zunichtegemacht. Flugreisen und sonstigen klimaschädlichen Konsum teurer machen, hin oder her, auch das bringt alles keine nennenswerte Verhaltensänderung bei den Verbrauchern. Als man mit den Jahren die Zigaretten stufenweise immer teurer machte, hat deswegen auch kaum jemand das Rauchen aufgegeben. Den Preis fürs Fliegen oder die Steuer für SUV‘s ein bisschen anheben, dafür das Bahnfahren etwas günstiger machen – also klimaschädliches Verhalten bestrafen, dafür klimafreundliches belohnen, das klingt alles gut. Die Wirkung solcher minimalinvasiven Maßnahmen beschränken sich aber realistisch betrachtet, leider nur auf einige kleinere symbolische Effekte. Zudem, wenn man lediglich eine Steuer auf Emissionen erhebt, würde dadurch noch lange nicht auch automatisch die Menge des Klimagasausstoßes zuverlässig begrenzt. Denn, wenn man etwas teurer macht, reduziert sich dadurch nicht zwingend auch der Verbrauch. Es bedeutet lediglich, dass der Konsum eben mehr Geld kostet. Es bliebe völlig unklar, ob die erforderliche Reduktion so umzusetzen wäre. Der Steuerungseffekt wäre daher eher unkalkulierbar und begrenzt. 

Was wir angesichts der drohenden Gefahren des Klimawandels brauchen, ist rasches, entschlossenes und vor allem wirkungsvolles Handeln. Eine große Bewegung muss endlich in Gang kommen. Denn die Welt steht vor einer Jahrhundertaufgabe. Wir haben dafür aber bei weitem keine 100 Jahre mehr Zeit. Nun könnte man anmerken, dass Klimaschutzmaßnahmen nur auf nationaler oder europäischer Ebene kaum wirkungsvoll wären. Richtig! Klimawandel ist ein globales Problem und macht an keiner Landesgrenze halt. Dennoch sollten wir vor der eigenen Türe zuerst kehren. Die EU sollte in einer starken Allianz, verbündet mit möglichst vielen anderen Staaten wegweisend vorangehen und auf diplomatischem Wege versuchen, andere Länder mitzuziehen. Denn je größer das Startbündnis ist, umso stärker wäre der Handlungsdruck auf diejenigen, die sich bisher noch dagegen sperren. Zudem, gerade wirtschaftsstarke Industrienationen wie Deutschland, sollten ein starkes Zeichen setzen und international vorangehen um zu zeigen, wie eine Energiewende ablaufen kann.

Es ist viel zu leicht ein Umweltschwein zu sein – selbst für relativ kleine Geldbeutel. Unser herkömmliches Geld alleine ist nicht dazu geeignet, die Belastung der Ökosysteme durch unseren Konsum abzubilden. Deshalb bedarf es zwingend eines anderen Quantifizierungssystems, einer komplementären Kohlenstoff-Währung – beispielsweise dem ECO. Denn es gibt viele Produkte in unserer modernen Konsumgesellschaft, die zwar ökonomisch sehr günstig herzustellen sind und folglich auch billig verkauft werden, deren Herstellung oder Betrieb aber mit hohen ökologischen Kosten für die Umwelt verbunden sind.

 

Energetisch irrwitzige und klimaschädliche Kreuzfahrten und Flugreisen, teils um den halben Globus, sind unverantwortlich billig geworden. Und das „günstige“ Steak aus Massentierhaltung vereint gleich zwei Don‘ts: Zum einen ist die weltweite Fleischmassenproduktion zu einem erheblichen Teil verantwortlich für Methanausstoß, und zum anderen ist unsere Nachfrage nach immer mehr und immer billigerem Fleisch nicht minder verwerflich. Denn so tragen wir als Konsumenten entscheidend zu den desaströsen Haltungsbedingungen unserer sogenannten „Nutztiere“ bei.

 

Nun könnte man sich natürlich hinstellen und sagen, soll doch erstmal die Politik die Industrie dazu zwingen, umweltfreundlicher zu werden. Dabei sollte man allerdings eines nicht vergessen: Die eigentlichen Verursacher von Treibhausgasen sind nicht die Fa. Dyckerhoff oder RWE, aus deren Schornsteinen die Emissionen kommen, sondern der Herr Meier und die Frau Schmidt. Denn kaum eine Industrie produziert zum Selbstzweck, sondern bedarfsgerecht entsprechend unser aller Nachfrage. Ein Kraftwerksbetreiber befriedigt eben unseren Bedarf nach billigem (Kohle)Strom. Und wir wollen nun mal möglichst günstig in den Urlaub fliegen. Auch bestellen wir im Lokal gerne das leckere Rindfleisch aus Argentinien und den südafrikanischen Cabernet Sauvignon dazu. Auf die teure, aber sinnvolle energetische Gebäudesanierung verzichten wir lieber, wenn es sich für uns persönlich finanziell nicht rechnet. Wenn ein Kreuzfahrtschiff ausläuft, dann nicht, weil die Reederei Spaß daran hat, sondern nur, weil zuvor 2500 Menschen ein Ticket für diese Reise gekauft haben. Und das Schiff wird deshalb mit dem billigsten Schweröl, das es zu kaufen gibt, betrieben, weil wir eben die Reise bei dem Anbieter buchen, der uns die Woche Kanaren für 800 Euro anbietet, beziehungsweise anbieten kann. Auch produziert Samsung diese Unzahl an elektronischen Geräten nicht aus Langeweile, sondern weil wir sie kaufen. 

Den Gesamt CO2-Ausstoß eines jeden Produktionsprozesses und jeder Dienstleistung, kann man auf unser aller Konsum zurückführen und pro Kopf herunterbrechen. Der Vorteil eines Klimahandels, der auf die kleinste Einheit am Markt, nämlich den Endverbraucher heruntergebrochen wird, liegt in dem enorm schnellen Steuerungspotential auf die Umweltverträglichkeit der Produktionsprozesse der Industrie, durch das sich anpassende Kaufverhalten der großen Masse an Kunden. Dies ist beim momentan etablierten Klimahandel, der ausschließlich zwischen Ländern und großen Industriezweigen stattfindet, nicht annähernd so effektiv und


wirkungsvoll, wie dringend nötig wäre. Dabei muss die Limitierung der verschiedensten klimaschädlichen Konsumgewohnheiten nur so lange fortbestehen, bis neue innovative ressourcenschonende Technologien die alten emissionsintensiven ersetzt haben. Und das wird aufgrund des immensen Drucks der Verbraucher sehr schnell passieren.