Die aktuelle Klimapolitik ist gescheitert.
Wir brauchen nur nüchtern und ehrlich die Historie des Scheiterns all unserer bisherigen Bemühungen um eine schnelle Emissionsminderung zu betrachten um zu wissen wohin wir innerhalb unseres
Wirtschaftssystems, das auf höher, schneller, weiter programmiert ist, zusteuern. Natürlich haben wir in der Vergangenheit auch gewisse Erfolge erzielt, allerdings viel zu langsam und viel zu
gering, um der Krise angemessen zu begegnen. Und es gibt kein Indiz dafür, dass sich mittels der gewählten Maßnahmen daran bald etwas ändern könnte. Dies bestätigen das IPCC, der aktuelle UN
Klimabericht und auch der Expertenrat für Klimafragen.
Quelle: IPCC Sachstandsbericht AR6
Einer der Gründe dafür: man versucht Klimaschutz innerhalb des monetären Geldsystems abzubilden, was jedoch konterkarierende Nachteile mit sich bringt. Warum ist das so?
Konzerne und große Vermögen nehmen Einfluss auf die Regierung, um politische Entscheidungen dahingehend zu beeinflussen, dass es für deren Zwecke günstig ist. Zum einen, weil man die Basis fossiler Geschäftsmodelle so lange wie möglich beibehalten möchte - zum anderen, weil man Investitionen in die grüne Transformation scheut.
Sollte man daher Klimaschutz nicht besser vom monetären Geldsystem entkoppeln und beispielsweise über persönliche Emissionsbudgets mittels einer komplementären Kohlenstoff Ressourcenwährung steuern?
Unser Konsum ist maßgeblich mit dem Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase verbunden, zumindest solange uns die Industrie noch nicht ausreichend klimafreundliche Alternativen zur Verfügung stellt.
Warum macht sie das nicht?
Weil sie immer noch vergleichsweise günstig fossil produzieren kann und die Aufpreise für die ersteigerten Zertifikate und die CO2-Bepreisung an uns Endverbraucher weitergibt. Das belastet vor allem einkommensschwächere Haushalte überproportional, und trägt dazu bei die Wohlstandsschere weiter zu vergrößern, was ein weiteres Akzeptanzproblem generiert. Der erhoffte Effekt, dass klimaschädliche Produkte dadurch weniger gekauft werden, bleibt weit hinter den Erwartungen zurück.
Ein ökologisches Grundeinkommen mittels einer komplementären Kohlenstoff Ressourcenwährung ECO (Earth Carbon Obligation) könnte ein sozial-gerechter Lösungsansatz sein. Denn wenn wir unseren individuellen CO2-Konsum über ein persönliches Emissionsbudget bezahlen, dann favorisieren wir natürlich Dinge, die mit wenig fossiler Energie hergestellt wurden. Wir belohnen also die Hersteller, die bereits klimafreundlich produzieren und üben automatisch den notwendigen Handlungsdruck auf alle anderen aus nachzuziehen.
Die Industrie ist jetzt INTRINSISCH motiviert, sich zu transformieren, denn sie produziert das, was wir mit unseren begrenzten Budgets kaufen können. Auf diese Weise entstehen viel schneller all die klimafreundlichen Dinge, die wir für unseren budgetgerechten Bedarf brauchen.
Im Moment werden Wirtschaft und Umwelt als getrennte Systeme behandelt, was ein großes Problem ist. Denn so konkurrieren sie miteinander, und am Ende gewinnt immer die Ökonomie. Dies ist ein systemimmanentes Problem unseres gegenwärtigen Wirtschaftssystems, das auf Gewinnstreben und Übernutzung natürlicher Ressourcen fixiert ist.
Deshalb können wir die Klimakrise nicht innerhalb des bestehenden Geldsystems lösen.
Die Komplementärwährung ECO funktioniert als CO2e-Äquivalent und könnte ein möglicher Ausweg aus diesem Dilemma sein. Sie würde allen Bürgern als kostenloses, monatliches ökologisches Grundeinkommen zur Verfügung gestellt – und zwar für alle in gleicher Höhe. Das ist gerecht und somit mehrheitsfähig. Damit würde dann der individuell fossil basierte Konsum bezahlt. Auf diese Weise werden die ökologischen Rahmenbedingungen geschaffen, innerhalb derer sich jeder frei bewegen kann.
Der Zwang zur Prosperität resultiert unter anderem aus dem Zinseffekt und dem Bestreben aus Kapitalanlagen einen Gewinn zu erzielen. Denn neben den Betriebskosten eines wertschöpfenden Unternehmens muss darüber hinaus immer auch der erwartete Zins des Kapitalgebers erwirtschaftet werden. Dies verlangt zwingend, neben dem Amortisieren der eigenen Betriebskosten, einen weiteren Posten zu erwirtschaften, nämlich den Kapitalgewinn. Das verteuert die hergestellten Produkte bzw. Dienstleistungen und führt zu einer stetigen, sich selbst beschleunigenden, immanenten Aufwärtsspirale der Preise. Wachstum ist innerhalb dieses Systems unumgänglich, damit es weiter bestehen kann. Unreguliert beschleunigt dieser Effekt überdies die zunehmende wirtschaftliche Ungleichheit, da Vermögen durch Kapitalanlagen (leistungslos!) immer weiter anwachsen.
Darüber hinaus ist dieses Wirtschaftssystem toxisch für die Ökosysteme, denn fortwährendes Wachstum auf einem Planeten mit endlichen Ressourcen ist unmöglich, und muss zwingend an seine Grenzen stoßen - was gerade tatsächlich passiert. Dieser Mechanismus ist jedoch gesetzlich weitestgehend legitimiert, denn alle Marktteilnehmer, die Raubbau an den natürlichen Ressourcen betreiben, bewegen sich in aller Regeln innerhalb der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Niemand tut wirklich etwas Verbotenes. Das gilt für Exxon im Großen, genauso wie für den Bürger, der 3x im Jahr auf die Malediven fliegt.
Um eine effektive, sozial-liberale und gerechte Klimapolitik umsetzen zu können, muss diese daher zwingend vom monetären Geldsystem entkoppelt werden.
Warum ist das so?
Seit Einführung des EURO hat sich die Geldmenge bereits vervierfacht!
Wie soll also mit einem generell grenzenlosen Zahlungsmittel eine begrenzte Ressource wie die Atmosphäre abgebildet werden?
Denn die Geldmengen der etablierten Währungen können bei Bedarf beliebig ausgedehnt werden und werden tatsächlich auch kontinuierlich ausgedehnt. Zudem ist es aus ökonomischer Sicht, gerade in Phasen einer hohen Inflation, wenig überzeugend, das Klimaproblem mit Geld lösen zu wollen.
Deshalb bedarf es unvermeidlich einer begrenzten Parallelwährung, damit Klimapolitik vom monetären Geldsystem entkoppelt wird.
Von einem Rebound Effekt spricht man, wenn Effizienzsteigerungen die Kosten für Produkte oder Dienstleistungen senken, diese dadurch letztlich aber wieder mehr verbraucht werden - die ursprünglichen Einsparungen werden so teilweise wieder aufgehoben. In Bezug auf die Klimakrise gibt es zwar durchaus auch Fortschritte beim Ausbau der Erneuerbaren, deren Effizienz jedoch durch Wachstum weitgehend wieder zunichtegemacht wird. Ein weiterer Effekt ist, dass eingespartes Geld durch Einschränkung oder Verzicht bzw. effizientere Technologien an der einen Stelle, in der Regel an anderer Stelle wieder ausgegeben wird - z.B. für einen zusätzlichen Urlaub. Somit treiben Einsparpotentiale die Wachstumsspirale weiter an.
Der Rebound-Effekt verhindert dadurch maßgeblich das Funktionieren eines klimapolitischen Systems, das versucht Klimaschutz innerhalb des monetären Geldsystems zu lösen.
FAZIT
Wir sollten all diese Effekte endlich ehrlich anerkennen und zu einem System umschwenken, das den Dingen konsequent ihren ökologischen Wert zuweist, und durch ein gerechtes Kontingentieren der verbleibenden Emissionen ermöglicht, dass wir nur diejenigen Ressourcen nutzen und auf jeden einzelnen Bürger verteilen, die uns als Gesellschaft tatsächlich noch zur Verfügung stehen.
Solch ein Paradigmenwechsel ist genau das, was wir brauchen, wenn wir echte Fortschritte erzielen wollen. Der Übergang vom Emissionshandel auf Branchenebene zu einem System auf Bürgerebene könnte zudem die Rechenschaftspflicht viel persönlicher und wirkungsvoller machen. Zur Umsetzung benötigt es eine komplementäre Kohlenstoff Ressourcenwährung, die als CO2e-Äquivalent funktioniert. Sie würde allen Bürgern als kostenloses, monatliches ökologisches Grundeinkommen zur Verfügung gestellt – und zwar für alle in gleicher Höhe. Das ist gerecht und somit mehrheitsfähig. Damit würde der individuell fossil basierte Konsum bezahlt. Auf diese Weise werden die ökologischen Rahmenbedingungen geschaffen, innerhalb derer sich jeder frei bewegen kann.
Wie solch ein alternatives Modell initial auf EU-Ebene eingeführt werden könnte, beschreibt die gemeinnützige Organisation für nachhaltige Ökonomie SaveClimate.Earth mit ihrer „Exit-Strategie Klimawährung ECO“ (Oekom Verlag, 2023).
Dies ist ein Beitrag des Blogs ECOlogisch der Klimaschutz NPO Saveclimate.Earth - Organisation für nachhaltige Ökonomie.